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Moin

Da hat doch die SPD in Berlin tatsächlich Selbstmord begangen und hält das auch noch für einen guten Kompromiss.
Die Kriegsflagge der Partei, weisser Adler auf weissem Grund, liegt zertreten vor dem Parteibüro, während braune Horden sich gröhlend vor den eingeschlagenen Scheiben besaufen und Fahrradfahrer verprügeln. Derweil zwingt drinnen ein Stosstrupp die Lampenputzer mit vorgehaltener Druckluftwaffe zu Koalitionsverhandlungen. Die Sozialdemokraten innerhalb der Partei sind beide im steckengebliebenen Karrierefahrstuhl erstickt.

Das Wetter: Spielt bald keine Rolle mehr.

Der Revoluzzer

War einmal ein Revoluzzer
im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: "Ich revolüzze!"
Und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr,
kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt
alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus,
zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer
schrie: "Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn' das Licht ausdrehn,
kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Lasst die Lampen stehn, ich bitt! -
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!"

Doch die Revoluzzer lachten,
und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt.

Gewidmet der deutschen Sozialdemokratie von Erich Mühsam